meine busfahrt morgens ins büro führt mich durch zürichs langstrasse, ganz sicher der schillerndste ort der stadt. heute morgen stiegen drei junkies zu, die ich auf gut 60 schätzte (und mir dabei noch überlegte, ob es denn junkies in dem alter gibt). alle drei offensichtlich nicht schon wieder sondern immer noch wach.
junkie #1: «ich sage euch, ist einfach nicht mehr dasselbe wie früher.. mit 20 schaffte ich locker 5 freinächte nacheinander, war danach immer noch topfit. jetzt mit 50 möchte ich mich nach einer freinacht am liebsten in der limmat ertränken.. aber eigentlich kein wunder, nach 30 jahren fixen..»
hätten die drei nicht so elendlich gestunken, hätte ich mich beim aussteigen umgedreht und gesagt: «meine herren, seien sie doch froh dass sie noch leben!»
brigitte - 13. Jun, 12:45
gestern abend war ich an einem
placebo-konzert. ausnahmsweise nicht hier in zürich, sondern in meiner alten heimat. in der halle, in der ich mitte achtziger meine ersten discoabende verbrachte und, wenn ich glück (oder pech) hatte, mit irgendeinem pickeligen jungen zu «careless whisper» und «purple rain» tanzte. und punkt mitternacht wieder zuhause sein musste. sonst gab es hausarrest. die tonqualität in der halle war miserabel, die temperatur hat mich an meinen dubai-aufenthalt vor 2 jahren im august erinnert.. irgendwo um die 50°. im zug nach hause traf ich sogar einige stadtzürcher, die sich (aber wirklich nur ausnahmsweise!) in den nachbarskanton gewagt hatten des konzertes wegen.
«see you at the bitter end».
brigitte - 12. Jun, 08:54
werden in der schweiz gesprochen. und ich mag situationen wie soeben am telefon:
«salut brigitte, ca va?»
«salut, oui ca va. mais ca fait très chaud.. et ici.. c'est le.. äh.. je ne sais pas comme on dit en français..»
«tu veux dire ca fait le «puff»?»
«oui! exactement!»
die verständigung klappt immer irgendwie. und ich habe jetzt sicher irgendwelche ^ und }und `vergessen. excusés moi!
brigitte - 11. Jun, 17:28
heute gehört: «ich mag diese super-powerfrauen nicht, die alles alleine erledigen können und für nichts hilfe benötigen.»
hat bei mir folgende fragen ausgelöst:
- bin ich eine powerfrau? (ich selbst kann das nicht beurteilen)
- hält man mich für eine powerfrau? (meine mutter sicherlich, wie denkt der rest? wie denken frauen, wie denken männer?)
- möchte ich eine powerfrau sein? (nein, muss nicht sein. ich meistere mein leben sehr gut alleine, aber alles handwerkliche in meinem leben erledigen andere für mich. und werden dafür von mir bekocht. und es gibt noch genug anderes was ich nicht kann, nicht gut kann, auch nicht gut können möchte. das lasse ich ebenfalls andere für mich erledigen.)
- nur, wie definiert man eigentlich powerfrau?
- gibt es denn überhaupt powerfrauen? powermenschen? (gehen menschen, die so auf uns wirken, nicht andere werte abhanden? soziale werte beispielsweise? wir haben alle nur 24 stunden im tag zeit.)
- wie erkennt man eine powerfrau? (man erkennt sie von weitem an ihrem gang. dem perfekten styling. dem guten aussehen. aber halt! es können unmöglich alle powerfrauen gut aussehen.)
danach habe ich mir überlegt, ob ich powerfrauen kenne. mir fiel spontan eine freundin ein, die alleinerziehend ist, ihren anspruchsvollen job und die erziehung ihrer tochter unter einen hut bringen muss, und deswegen auf sehr vieles verzichtet.
ich definiere powerfrau also über leistung. und so lautet wahrscheinlich auch die allgemeingültige definition. frau power hat einen tollen job, macht karriere, geht 3x die woche ins fitnesscenter, trifft sich danach mit ihren freunden in den angesagtesten bars des ortes. und hat am nächsten morgen trotz wenig schlaf keine augenringe. trägt was man trägt, liest und hört was man gerade sollte. ist gebildet, witzig, charmant und gutaussehend. oder sie hat vier kinder, übt nebenbei einen anspruchsvollen beruf aus, kocht jeden abend für die ganze familie und ist die perfekte gastgeberin.
gibt es solche menschen überhaupt oder existieren sie nur in buch und film? ich glaube schon dass sie existieren, aber wie ich schon oben schrieb: irgendetwas geht ihnen dabei abhanden. muss einfach.
brigitte - 11. Jun, 00:21
gerade folgendes horoskop gelesen:
erteilen sie besser keine ratschläge, um die sie nicht gebeten worden sind. ihr näheres umfeld reagiert momentan gereizt auf ihr etwas überhebliches verhalten.
wie passend. nur hätte ich das horoskop vor 2 stunden lesen sollen.
könnte jemand dafür sorgen, dass wir horoskope, die ausnahmsweise zutreffen, zur richtigen zeit lesen?
brigitte - 10. Jun, 19:50
heisst eine rubrik im
magazin. jede woche wird auf der letzten seite ein tag im leben einer x-beliebigen person geschildert. diese woche geht es um gleam joel, 24, christlicher rapper aus kenya, seit 3 jahren wohnhaft in der schweiz.
die schweiz ist ein fremdes land, ich muss mehr leisten als andere, denn ich will etwas bewegen, bevor ich sterbe. ich mag hier den appenzeller käse und die pünktlichkeit. aber es ist extrem, dass hier der zug nicht wartet, wenn du zwei minuten zu spät bist. it's a fast running society.
und weiter oben:
leider ist das bild des schwarzen in der schweiz von den dealern zerstört worden. ich meine, im zug kommen die abhängigen immer zu mir und wollen drogen kaufen. nur, weil ich schwarz bin. ich spreche dann mit ihnen, gebe ihnen eine cd von mir, vielleicht hilft ihnen das ja, ihr leben zu ändern.
mir war der hype um die schweizerkreuz-kleidung immer ein wenig suspekt. ich finde es befremdlich, wenn am ersten august ganze schweizer familien in diesem look unterwegs sind. kommt es ganz schlimm, tragen sie sogar weissrote socken.
bei fussballländerspielen oder ähnlichen veranstaltungen sehe ich das anders. und irgendwie auch, wenn menschen wie gleam joel diese rotweisse kluft tragen. vielleicht, weil meine schweiz gerne farbig sein darf.
«schau mal» meinte s. zu mir. «ich verliere immer mehr haare.»
«so ist das mit dem älter werden» antwortete ich. «ihr verliert haare, wir kriegen cellulitis.»
«ja, aber ihr kriegt die cellulitis nicht auf dem kopf» jammerte s.
stimmt. irgendwie tröstlich.