was es braucht
ich weiss nicht, was es alles braucht, um in einer telefonzelle sein portemonnaie liegen zu lassen, weil man das tram vorbeifahren sieht und es unbedingt noch erwischen möchte. um den verlust in dem moment festzustellen, wo das tram losfährt und einem nichts anderes übrigbleibt als bis zur nächsten haltestelle zu fahren, dort aus dem tram zu springen und zur telefonzelle zurückzurennen. um dann zirka 200 meter vor der telefonzelle zu sehen, dass jemand darin am telefonieren ist und währenddessen das portemonnaie auf seinen inhalt überprüft. um weiterzurennen und dabei zu überlegen, wieviel geld man denn eigentlich dabeihatte. um die kabinentüre auf- und dem typen das portemonnaie aus der hand zu reissen, nach kurzer prüfung festzustellen, dass keine geldnoten darin sind und den typen in der korrekten (!) fremdsprache anzufauchen, er solle sofort das geld herausrücken. um ihm die zweihundert franken, die er seelenruhig aus seiner hemdtasche hervorholt aus der hand zu reissen und wütend nachzufragen, wo denn der rest sei. um nicht sofort die flucht zu ergreifen, als der typ zurückschreit, ob man eigentlich spinne, welcher rest, das sei alles geld, mehr sei nicht im portemonnaie gewesen, und sowieso, man könne doch eigentlich froh sein, dass er so nett sei und das geld zurückgegen habe. um sich das nicht gefallen zu lassen, obwohl man sich inzwischen erinnert, dass es wirklich nur eine zweihundertfranken-note war, und mit dem typen einen lautstarken streit anzufangen, in den sich bald einer seiner bekannten einmischt. um irgendwann zu realisieren, dass das alles keinen wert hat und die beiden laut fluchend vor der telefonzelle stehenzulassen.
was immer es alles dazu braucht, ich fand meine kollegin ziemlich mutig.
was immer es alles dazu braucht, ich fand meine kollegin ziemlich mutig.
brigitte - 17. Mai, 21:55