amazon martin suter kreuzberg und so

meine kommentare zu diesem beitrag haben mich an die coiffeurbesuche in meiner kindheit erinnert. als kind musste ich meine haare immer ziemlich kurz tragen, meine mutter begründete das damals damit, dass kinder, die ihre haare kurz tragen würden, später dickes dichtes haar hätten. auch wenn mein haar heute tatsächlich dick und dicht ist - ich glaube noch immer, dass sie ganz einfach keine lust hatte, zwei kleinen mädchen jeden morgen die langen haare durchzukämmen und fünf mal am tag zöpfe neu zu flechten.

kurze braune haare war nun wirklich nicht, was ich als kleines mädchen tragen wollte. erst recht nicht, nachdem eine ballettlehrerin meinen traum von ballettänzerin zunichte machte, indem sie mich, als ich meine kindergartenfreundin zu einer probestunde begleitete, für einen jungen hielt («mit wem vo euch isch de bueb mitcho?»). von da an war klar: ich wollte lange, blonde haare haben, und zwar bitte sofort.

die folgenden zwei, drei coiffeurbesuche (und die gab es regelmässig, schliesslich mussten die haare kurz bleiben) liefen immer nach demselben schema ab: meine mutter fuhr mich zur coiffeuse und dann direkt weiter zum einkaufen. im salon setzte ich mich auf einen stuhl vor einen spiegel, fragte die coiffeuse nach dem frisurenbuch, suchte mir ein bild mit einer wunderschönen frau mit langen, blonden haaren heraus und zeigte darauf. die coiffeuse nickte ernsthaft, versicherte mir, dass ich mit genau der frisur ihren laden verlassen würde, und fing an zu schneiden.

während sie schnitt, beobachtete ich meine wandlung im spiegel, begriff irgendwann, dass nicht das geschah, was ich mir erhofft hatte, getraute mich aber mit meinen 6 jahren, so ganz allein im salon, nicht zu reklamieren. dafür heulte ich später auf dem heimweg meiner mutter die ohren voll und verweigerte den coiffeurbesuch kurz darauf komplett.

meine mutter war die angelegenheit dann wohl auch leid, ich liess mir die haare wachsen, nur um sie, kaum hatten sie meine wunschlänge erreicht, wieder abzuschneiden, weil sie mich draussen beim herumtoben und spielen störten.

zirka 20 jahre später bin ich dann für einige jahre doch noch erblondet, und das erst noch langhaarig. und als ich vor gut einem jahr wieder zu meiner ursprünglichen farbe wechselte, hörte ich tagelang kommentare wie: «blond stand dir ehrlich gesagt nie so gut, schön bist du wieder braunhaarig.»