wünsch dir was
meine lieblingsbeschäftigung in rom ist auch nach 5 jahren abwesenheit dieselbe geblieben. eine gelateria aufsuchen, bananen- und haselnusseis bestellen, sich damit irgendwo hinsetzen und die vielen menschen beobachten. am liebsten natürlich nicht irgendwohin, sondern auf die «spanische treppe» oder neben «la fontana di trevi».
es ist samstagnachmittag, wir sitzen beim glücksbrunnen und schauen den touristen zu, wie sie sich mit dem rücken zum brunnen stellen, eine münze über ihre schulter werfen und sich etwas wünschen. ich weiss, die tradition sagt, dass derjenige, der eine münze in den trevi-brunnen wirft, nach rom zurückkehrt, und nicht, dass er sich etwas wünschen darf. ich bin allerdings überzeugt, dass sich die meisten münzenwerfer etwas bestimmtes wünschen. genauso wie ich.
einige lassen sich beim münzewerfen fotografieren, und vielen scheint die ganze aktion eher peinlich zu sein. sie stellen sich kurz vor den brunnen, werfen ihre münze, grinsen verlegen und verschwinden sofort wieder in der menschenmenge. wünsche haben wir alle, und wer weiss, vielleicht funktioniert diese sache ja doch.
vor mir wirft eine kroatin eine münze in hohem bogen richtung brunnen. als kroatin erkennbar, weil sie, wie dutzend andere um uns herum, einen weissen polyesterschal bedruckt mit einem kroatischen wappen um den hals geschlungen hat. nach dem wurf dreht sie sich um und ist sich nicht sicher, ob die münze auch wirklich im brunnen gelandet ist, da sie doch einige meter davon entfernt steht. sie fragt bei einigen umstehenden nach, aber keiner kann es ihr mit sicherheit sagen. sie nimmt ihr portemonnaie hervor und scheint eine zweite münze werfen zu wollen. da begegnen sich unsere blicke, und ich lächle und nicke ihr zu. sie zeigt zum brunnen und fragt «in the water?» und ich nicke erneut. sie lächelt zufrieden und begibt sich zum rest der gruppe.
«hast du tatsächlich gesehen, wie ihre münze in den brunnen fiel? fragt mich meine freundin.
«nicht wirklich, die münze flog aber in hohem bogen richtung brunnen, sie muss ganz einfach im wasser gelandet sein.»
«du bist gut! die frau hat dir quasi ihr glück anvertraut! die merkt sich dein gesicht. was denkst du was passiert, wenn ihr wunsch nicht in erfüllung geht?»
«du meinst, ganz kroatien gegen mich oder so?»
«ja genau, so stelle ich mir das vor.»
unnötig zu sagen, dass wir während unserem aufenthalt immer wieder auf die kroatische reisegruppe trafen, sie in einem nachbarshotel wohnte und wir sogar im selben lokal zu abend assen.
als wir dann, müde von den vielen kilometern zu fuss und mehr oder weniger betrunken vom vielen rotwein in unseren hotelbetten lagen, meinte meine freundin: «du weisst, was ich mir gewünscht habe.» und ich antworte: «ja klar weiss ich das. und ich weiss auch, dass du weisst, was ich mir gewünscht habe.»
brigitte - 12. Nov, 18:35